Wie aus einem Nähmuffel eine Nähsüchtige wurde

Zum einjährigen Bestehen von amdara möchte ich euch meine Nähmaschinen vorstellen und euch erzählen, wie ich zum Nähen kam.

Wellness für die Nähmaschine

Kurz vor unseren Sommerferien war es soweit: eine meiner Nähmaschinen musste in den Service, um da mal eine kleine Auszeit und etwas extra Liebe zu bekommen. Gleich darauf brauchte auch meine Lieblingsnähmaschine, die fast täglich im Einsatz ist, etwas Specialcare von meinen Servicetechniker. Beim Abholen meinte dieser: So Frau Stucki, wieder fast 2.5 Millionen Stiche haben sie in einem Jahr gemacht. Was definitiv weit über dem Durchschnitt liegt, was eine solche Nähmaschine in normalen Haushalten näht.

Eins, zwei oder drei?

Dies hat mich auf die Idee gebracht, euch etwas über meine geliebten Nähmaschinen zu erzählen. Denn auch wenn die Produkte von amdara handgemacht sind, so ist doch immer eine oder zwei meiner Maschinen dafür im Einsatz.

Tatsächlich habe ich nicht eine, zwei oder drei Maschinen, ich habe ganze vier Stück! Alles Bernina Nähmaschinen, aber darüber gleich mehr. Zwei sind im Dauereinsatz, wobei eine nur transparenten Faden (Motive, Logos) näht, während die andere für das tatsächliche Nähen der Portmonee und Täschchen zum Einsatz kommt.

Zwei Maschinen, sozusagen meine ‚alten‘ Maschinen, habe ich in Reserve, falls eine der anderen ausfällt. Nur so kann ich einen reibungslosen Ablauf im Atelier und eine Liefergarantie für meine Produkte bieten. Denn für Service oder eine Reparatur ist so eine Nähmaschine gerne mal zwei Wochen im Urlaub.

Nähen war in der Schule nicht mein Ding

Meine erste Näharbeit in der Mittelstufe war ein schwarzer Stoffrucksack. Ich kann mich gut erinnern, wie wenig Spass mir dieses Projekt gemacht hat. Stoff zuschneiden und das Nähen waren eigentlich ganz okay, aber für Stecken und Heften hatte ich wenig Geduld. In der Oberstufe haben wir ein Badetuch ‚verschönert‘, mit einer Applikation. Ich sehe den dunkelblauen Frotteestoff mit dem Comic Gesicht in Gelb noch genau vor mir. Das Resultat war mässig-lässig und ich war mir sicher, dass ich nach der Schule nie wieder nähen werde.

Tatsächlich habe ich lieber gehäkelt und gestrickt und auch die Arbeit mit Holz fand ich spannender.

Mamis alte Record 530?

Das ich dann doch noch mit Nähen begonnen habe, liegt an der alten Bernina Record von meinem Mami. Diese stand immer nähbereit auf einem kleinen Holztisch in ihrem Atelier. So konnte sie bei Bedarf schnell etwas flicken oder abändern.

Als ich in meiner Zeit an der Kantonsschule ein Faible für Hippiekleider entwickelte, welche es nirgends zu kaufen gab, wagte ich mich mit neuem Elan an die Nähmaschine. Aus Papas alten Jeans Hosen wurden Schlaghosen mit buntem Spickel und auch sonst wurde so einiges abgeändert oder aufgewertet, bis es meinem Geschmack entsprach. Heute muss ich über meinen Stil von damals lachen, er hielt nicht so lange an. Was aber blieb, ist die Faszination für die Nähmaschine. Damit konnte ich Dinge nach meinen Vorstellungen entstehen lassen, ja, nähen ist ein bisschen wie zaubern können.

Damit du dir etwa vorstellen kannst, wie ich damals herumlief, habe ich ein paar uuuuuralte Fotos ausgegraben. Auf dem ersten kannst du meine selbstgenähte Hose erkennen:

Die ersten Portmonees und meine erste eigene Maschine

Auf dieser alten Maschine sind auch meine ersten Blachen-Portmonees und andere Kreationen entstanden, die ich damals unter dem Label bütsche über meine Website verkaufte. Dies ist nun bald 17 Jahre her…

Lange war ich überzeugt, dass ich nur mit alten Maschine ohne Elektronik und Bildschirm Blache nähen kann. So war auch meine erste eigene Maschine eine alte Record, die ich bei Ricardo ersteigert habe.

Doch als ich nach meinem Studium immer mehr nähte, war es Zeit für eine Neue. Ich habe mir damals eine Bernina Aurora 430 gekauft, davon habe ich nun bereits 3 Stück und trotzt Elektronik kann man damit ganz toll Blachen nähen. Immer wieder bin erstaunt, wie lange diese Maschinen halten und wie robust so sind, was für meine Zecke absolut wichtig ist. Nicht umsonst wird seit vielen Jahren in den meisten Schulen damit gearbeitet. (wie schon gesagt, wenn sich das wie Werbung anhört ist es doch nicht meine Absicht, Werbung zu machen, bezahlt werde ich dafür auch nicht, ich erzähle nur meine Geschichte ;-)).

Keine typische Näherin

Täglich sind meine Nähmaschinen im Einsatz und trotzdem bin ich keine typische Näherin. Ich werde öfters gefragt, ob ich dann auch Kleider für meine Kinder oder mich selbst nähe. Das muss ich jeweils verneinen.

Unsere Vorhänge haben keinen genähten Saum, ich habe ihn nur mit einem Klebstreifen festgebügelt. Mein Mann lässt seine Hosen auswärts kürzen, weil ich das ungerne mache und zudem Schiss habe, sie zu kurz zu machen. Für meine Kinder habe ich im Babyalter ab und zu etwas Einfaches aus Jersey genäht, aber für mehr fehlt mir die Zeit und die Nerven zum Stecken.

Mit der Blache habe ich aber ,mein‘ Material gefunden und ich bin immer wieder aufs Neue fasziniert, was man daraus entstehen lassen kann. Und ja, ich bekenne mich schuldig, auch wenn ich nicht alles vernähe, was mir in die Finger kommt, so bin ich doch nähsüchtig. Am Ende der Arbeit ein Produkt in den Händen zu halten, das hat irgendwie Suchtpotential.

Mit amdara starte ich nun ins zweite Jahr und bin von Herzen dankbar für meine Arbeit, die ich täglich mit viel Leidenschaft tue.

Es grüsst herzlich

Darja & die 4 Nähmaschinen